Zigarrenschachtel und Armbanduhr - Teil I

Wenn ihr nicht aus Aachen oder der Umgebung kommt, ist euch der Name "Schneiderwind" wahrscheinlich noch unbekannt. Genauso werden viele den Namen "Steinhart" auch noch nicht kennen. Bei Steinhart handelt es sich um eine Uhrenmanufaktur in Stadtbergen bei Augsburg, bei Schneiderwind um einen Zigarren- und Spirituosenexperten in Aachen.

Vor einigen Monaten zog Schneiderwind von der Aachener Innenstadt in den Lindenplatz 11-12 und eröffnete zusammen mit Steinhart einen neuen Laden. Freunde von uns kennen die beiden gut und fragten, ob wir einen Kuchen für die Eröffnungsfeier machen könnten.

Die Idee war eine offene Zigarrenschachtel mit Zigarren, einer Streichholzschachtel, einem Zigarrenschneider und einem Whiskyglas. Dazu sollte es noch eine der hauseigenen Schneiderwind Moray Firth Rumflaschen geben. Für Steinhart sollte es das Display einer der teuren Uhren in Großformat werden. Also ziemliche viele Details rund um den Kuchen.


Wir hatten zwei Monate Zeit bis zur Eröffnungsfeier. Ich nehme hier schon einmal vorweg, dass alles in allem 60 Arbeitsstunden gedauert hat. Mit ganz so viel hatten wir anfangs nicht gerechnet, aber vorsichtshalber - und Gott sei dank - haben wir früh angefangen.


Es ist unmöglich, eine offen stehende Box rein aus Fondant zu machen. So haben wir mit dünnem Holz eine Schachtel (man kann schon fast Kiste sagen, sie war ca. 30 x 30 cm groß) gebaut und diese dann mit Fondant in Holzoptik überzogen.

Den Deckel überhaupt offen an den Kistenboden anzubringen war auch nicht einfach. Uns ist dabei der eine oder andere Fluch entglitten ;-)

Zunächst haben wir dieses Metallband mit Sekundenkleber festgeklebt, und dann mit Draht das ganze festgezogen. Wir haben es ausprobiert, Kleber alleine reichte nicht!!

Zum Schluss kam dann noch das Emblem in der Deckelinnenseite und der Schriftzug "Schneiderwind" auf der Deckelaußenseite, sowie das Schloss und die Scharniere. Den Schriftzug auf der Außenseite haben wir mit einem Mini-Tool vorsichtig eingedrückt und dann mit einem kleinen Pinsel in gold (Puderfarbe + Wodka) nachgemalt.


Für die Scharniere haben wir kleine Rollen wie auf dem Bild unten gefertigt und diese nebeneinander aufgeklebt. Dann noch golden und silber anmalen, fertig! 


Danach haben wir uns den Teilen gewidmet, die in die große Zigarrenschachtel sollten.

Zur Streichholzschachtel. Viele der aufgeklebten Teile waren sehr sehr klein, so hat dies auch ziemlich lange gedauert. Aber man konnte die Schachtel auch auf und zu machen und die einzelnen Streichhölzer entnehmen.


Die Zigarren haben wir tatsächlich gedreht. Innen ist ein Kern aus Fondant. Beim Rollen darauf achten, dass der Fondant Falten wirft. Die Embleme waren auch nochmal sehr viel Arbeit. Ausschneiden, den Schriftzug mit einem sehr feinen Pinsel aufbringen und aufkleben.


Wir haben sie dann lose nebeneinander in die Schachtel gelegt. Beim Transport muss man dann aufpassen, da sie hin- und her rollen können. Man kann sie natürlich auch festkleben, aber wir wollten ja, dass man sie herausnehmen kann.


Für das Whiskyglas haben wir uns auf MYOM ein Sugar-Mold-Set bestellt und damit den Abdruck eines echten Whiskyglases genommen. Mit Isomalt gießt ihr die Form dann aus und erhaltet letztlich euer essbares Glas. Wer eine Anleitung hierzu sucht, der findet diese hier auf YouTube.
Leider bleibt Isomalt nicht immer schön durchsichtig, sondern wird mit der Zeit milchig, es sei denn, man verpackt die Sachen in einem luftdichten Gefäß und legt Feuchtigkeitsentzieher mit hinein.


Für den Zigarrenschneider haben wir wieder einen echten als Vorlage genommen, die Umrisse auf Papier gezeichnet, ausgeschnitten und das ganze dann auf Fondant übertragen. Am oberen Ende muss man die Sicheln dann noch abflachen. Es sind zwei Teile, die man erst einmal gut trocknen lassen muss, bevor man sie übereinander legt und verklebt. Zum Schluss noch grau-silber anpinseln oder besprayen.


Die Flasche haben wir aus massivem Fondant hergestellt. Sicherlich geht das auch mit einem Styropor-Dummy, aber da wir keinen hatten, haben wir auf Fondant zurückgegriffen. Ihr formt also aus Fondant so gut es geht die Form einer Flasche und lasst diese gut trocknen. Bei uns hat das einige Tage gedauert. Beim Trocknen sackt der Flaschenhals und teilweise die ganze Flasche etwas in sich zusammen, das macht aber nichts. Einfach ab und zu wieder zurechtformen. Wenn ihr meint, es sei getrocknet, dann überzieht ihr das ganze mit einer dünnen Decke aus Fondant. Damit kann man noch einmal kleine Unebenheiten verschwinden lassen.


ACHTUNG: Da der ausgerollte Fondant nicht sehr dick ist, sollte man das zu zweit machen. Einer hält mit beiden Armen die Fondantdecke, der andere fängt an, von oben das ganze an die Flasche anzupassen. Wenn man einmal den dünnen Flaschenhals eingedeckt ist, kann man den Rest auch alleine machen.

Ist das geschafft, beginnt der aufwändigere Teil der Flasche. Die Embleme für Vorder- und Rückseite müssen gefertigt werden. Wir haben hier sowohl Pinsel aus auch Airbrush benutzt. Zunächst haben wir mit Papier Teile des Fondants abgedeckt und mit Airbrush freiliegenden Flächen farbig gesprüht. Danach dann einfach Pastenfarben mit etwas Alkohol verdünnen und den Rest mit dem Pinsel auftragen.


Da wir möglichst detailgetreu das Original kopieren wollten, haben wir in mühseliger Feinarbeit den Text auf der Rückseite mit einem essbarem Stift abgeschrieben - und da stand echt viel!


Den Schriftzug "Moray Firth" am oberen Rand haben wir aus Fondant ausgeschnitten und dann aufgeklebt. Auf der Vorderseite ist der Text in gleicher Weise entstanden. Hierbei braucht man besonders viel Geduld ;-)


Die Originalflasche hat eine Art Holzkorken. Daher haben wir aus bräunlichem Fondant das sichtbare Ende des Korkens geformt und auf den Flaschenhals aufgesetzt. Dann kam noch ein weißer Streifen Fondant einmal rundherum, um den Deckel abzuschließen. Ein Schriftbanner über den Korken und eine Art Siegelwachs oben drauf runden das Projekt Flasche ab.


Puh, geschafft! Naja, zumindest einiges ;-) Jetzt geht es weiter mit der Uhr. Leider haben wir wohl vergessen, Fotos vom Entstehungsprozess zu machen. Daher nun mehr Erklärung, weniger Bilder.

Zunächst einmal haben wir uns ein Brett zurechtgesägt, ca 30x40 cm. Das haben wir dann mit Fondant eingedeckt und die Nähte eingedrückt. Vor dem Eindecken das Brett mit Wasser oder Zuckerkleber benetzen, besonders auch an den Seiten.


Die Uhr (der eigentliche Teil, also ohne Armband) besteht aus drei Teilen.

1. Das Grundgerüst. Das ist im Grunde eine Scheibe mit diesen Zapfen am oberen und unteren Rand, an denen das Armband befestigt wird. Das war bei uns ca 1 cm dick.

2. Darauf kommt das braune Display. Die Scheibe wird diesmal sehr dünn und etwas kleiner, als der Untersatz.

3. Es folgt ein Ring, der den Übergang zwischen 1. und 2. abdeckt. Dieser ist ca. 0.5 cm dick und  am äußeren Rand leicht abgeflacht.


Für das Lederarmband färbt ihr Fondant dunkelbraun und schneidet zwei breite Streifen. An jedes Ende der Uhr kommt einer, und zwar einmal gefaltet. An die Außenseite haben wir einen Streifen Fondant in einem hellerem Braunton aufgeklebt und diesen in der Mitte geteilt. Das ist auf dem Bild von oben allerdings schlecht zu erkennen. Dann drückt ihr kleine Löcher versetzt an den Rand des Bandes und legt dort jeweils ein kleines Stück Fondantschnur ein, um die Naht darzustellen.

Für die Ziffern im Display haben wir Ausstecher benutzt. Da wir uns an die Vorgabe der Steinhart Uhr gehalten haben, konnten wir nicht alle Ausstecher verwenden und mussten z.B. die 1, 2, 4 und 7 per Hand ausschneiden. Die 3 fehlt absichtlich, da dort die kubanische Flagge hin kam.


Tja und so sieht das ganze dann schon fertig aus. Neben den Zeigern kamen noch das Steinhart-Symbol mit Namen darunter, die Flagge, der Schriftzug "Pinar del Rio" und das Rädchen an der Seite dazu.

"Steinhart" haben wir ausgeschnitten, "Pinar del Rio" musste jedoch etwas geschwungener sein, daher haben wir mit dem Extruder Schnüre gepresst und diese dann geformt.

Für die Zeiger die entsprechende Form aus Fondant ausschneiden und zusammenkleben. Wichtig auch hier: trocknen lassen. Der Sekundenzeiger besteht aus zwei Teilen, dem weißen langen und dem schwarzen kurzen. Zusätzlich haben wir das schwarze Ende mit einer winzigen Kugel aus schwarzem Fondant unterstützt, damit er schwebt. Die hat hoffentlich niemand gesehen ;-)

Den Rahmen der Uhr muss man noch silber pinseln, genau wie das Rädchen.

Wow, wenn ihr es bis hierher in diesem Beitrag geschafft habt, seid ihr wahrscheinlich auch für so ein Großprojekt geeignet. Wir hoffen, dass wir euch die Details rund um den Kuchen gut erklären konnten. Im zweiten Teil werden wir euch noch eine kurze Beschreibung zum eigentlichen Kuchen geben, sowie zur Herstellung einer Holzmaserung für das große Cakeboard.

by Alex

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